Herausforderung zu vergeben?
Bei mir sind Sie richtig!
Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen. Und diese sind Lösungen in Arbeitskleidung.
Sicherlich gibt es viele Herausforderungen, größere und auch kleinere, die ich im Laufe meines Berufslebens gemeistert habe. Ich kann mich nicht an alle erinnern, doch es gibt einige, die maßgeblich meine Entwicklung beeinflusst haben:
Herausforderung Nr. 1: Marktaustritt bei gleichzeitiger Bestandskundenpflege im Alleingang
Ich war Ende 20 und Vertriebsmitarbeiterin in einer kleinen Markenabteilung eines produzierenden Unternehmens, das sich bereits seit Jahren in einem Umstrukturierungsprozess befand. Es kam der Tag, an dem man uns verkündete, dass auch unsere Abteilung geschlossen wurde.
Eine Kollegin und ich waren die einzigen, die im Unternehmen verbleiben sollten.
Unser Aufgabengebiet änderte sich nun dahingehend, dass wir den Marktaustritt so unspektakulär wie möglich vollziehen sollten und dabei gleichzeitig die Kunden weiter betreuen sollten, die nicht Marken-, sondern vielmehr Bestandskunden des Unternehmens waren.
Bevor wir noch richtig beginnen konnten, wurde meine Kollegin in eine andere Abteilung versetzt. Somit blieb ich alleine mit den Aufgaben, wie:
- die Markenkunden zu beruhigen
- die pünktliche Auslieferung der bereits georderten Ware sicherzustellen
- die pünktliche Anlieferung der Waren vom Lieferanten sicherzustellen oder diese juristisch einwandfrei zu stornieren
- bestehende Markenware möglichst ohne Verlust zu verkaufen
- übergeordnete Bestandskunden weiter zu betreuen und zu bedienen
- deren Aufträge abzuwickeln und die Lieferantenkommunikation sicherstellen
- deren Reklamationen zu bearbeiten
Gemessen an meiner Berufserfahrung war das eine große Herausforderung, aber ich schaffte es, alles unter einen Hut zu bringen. Es hat mir sogar Spaß gemacht.
Schade nur, dass die internen Probleme dazu führten, dass zu diesem Zeitpunkt niemand da war, der es zu würdigen wusste.
Herausforderung Nr. 2: Wachstum vorbereiten und dann selber schaffen – Feuertaufe
Ein paar Jahre später fing ich als Vertriebs- & Marketingassistentin in einem Unternehmen an, in dem ich keine Branchenkenntnisse hatte. Es war ein Tochterunternehmen einer AG in privater Hand und es gab dort gerade einmal 10 Mitarbeiter und das Unternehmen, oder besser gesagt, mein Chef, hatte den Wunsch eine neue Kundengruppe anzugehen. Was ich nicht wusste war, dass er zwar genau wusste, wo er hin wollte und was dafür nötig war, jedoch nicht wusste, wie er daran kommt.
Damit sich das änderte, hat er sich mich ausgeguckt.
Ich kam als Kaufmann ohne Ahnung vom Sortiment und die erste Aufgabe, die er mir übertrug war, einen Musterraum zu bauen und zu gestalten. Innerhalb von 2 Wochen, denn dann sollte dort das erste Außendienst-Meeting stattfinden.
Selbstverständlich nahm ich die Herausforderung an, ich war ja schließlich noch in der Probezeit. Ahnungslos machte ich mich daran, in der Kürze der Zeit den Ladenbauer zu koordinieren und die optimale Warenpräsentationen zu finden. Hatte ich erwähnt, dass es viel Ware aber keine Computerunterstützung gab? Zum Glück hatten wir einen Katalog mit Einzelbildern, der musste herhalten.
Als ich dann in der Theorie alles in Position gebracht und der Ladenbauer endlich die Möbel aufgestellt hatte, sagte mein Chef das Meeting ab. Ganz klar, für mich hieß das: das schaffst Du sowieso nicht. Was für eine Motivation!
Ich machte mich also daran, meine theoretische Positionierung in die Praxis umzuwandeln. Heißt: die Möbel mit Ware zu bestücken. Die ich erst aus dem Lager holen musste. Da unsere Personaldecke straff war, war ich mit diesem Musterraum-Projekt alleine. Mit einem Chef, der sowieso nicht an mich glaubte.
Ich hatte mutig getönt, dass ich den Termin einhalten würde, egal, ob es ein Meeting geben würde, oder nicht. Ich war wild entschlossen.
Am Mittwoch vor Ende der Deadline stand die Ware noch in Kartons verpackt überall im Raum. Meine Zuversicht schwand, zumal ich zum Feierabend das Gefühl hatte, ich hätte überhaupt nichts geschafft.
Ich gebe es zu, ich fühlte mich überfordert. So überfordert, dass ich schließlich in meinen eigenen vier Wänden in Tränen ausbrach. Ich habe Rotz und Wasser geheult und mir wütend gesagt, dass ich nicht weiter mache. Ich wollte am nächsten Morgen kündigen, schließlich war ich Kaufmann und hatte vom Sortiment keine Ahnung. Wie konnte man mir diese Aufgabe übertragen, schlimmer noch, mich damit alleine lassen und mich dann auch noch daran messen!
Ich schlief schließlich erschöpft ein. Am nächsten Morgen stand ich auf und war nur noch wütend. Ich würde dieses Projekt zu Ende führen, koste es, was es wolle. Und dann würde ich mir meinen Chef vorknöpfen und kündigen, bevor ER mich hinaus befördert.
Diese Wut hielt mich aufrecht und am Abend war alles soweit, dass die Putzfrau kommen konnte.
Freitags erschien mein Chef gegen halb 10 und fragte, ob der Musterraum fertig sei. Ich lächelte süffisant und führte ihn hin. Dabei malte ich mir in Gedanken aus, wie ich ihn mir vorknöpfte.
Alles kam anders. Mein Chef war sprachlos und so überwältigt, dass er mich spontan in die Arme nahm. Meine Wut verrauchte schlagartig, wenn auch nicht ganz. Doch wir konnten die Angelegenheit in einem sachlichen Gespräch klären.
Dieses Projekt Musterraum entpuppte sich als eine Art Feuertaufe für mich. Von da an war ich erster und einziger Ansprechpartner für aktuelle und zukünftige Kunden und noch vor Ablauf meiner Probezeit stellvertretende Vertriebs- & Marketingleiterin, was in der Folge die operative Vertriebs- & Marketingleitung wurde. Denn mein Chef tat das, was er am besten konnte: neue Kunden akquirieren und neue Produktideen recherchieren. Außer Haus. Es war an mir, Entscheidungen zu treffen und Strukturen zu schaffen. Innerhalb von 3 Jahren steigerten wir den Umsatz um 300% und aus ursprünglich 10 Mitarbeitern wurden, alles in allem, ca. 50.
Diese beiden Erlebnisse sprechen mehr als alles andere für mich. Ich scheue keine Herausforderung. Ich übernehme Verantwortung. Was ich nicht weiß, finde ich heraus. Was ich nicht kann, eigne ich mir an. Oder hole mir Hilfe von jemandem, der es besser weiß. Ich bleibe dran, bis alles passt. Ich suche Lösungen. Ich finde Lösungen. Ich halte, was ich verspreche. Keine Ausflüchte, sonder Konstruktivität.
Es gibt nichts, was ich nicht schon einmal erlebt habe. Falls doch, so weiß ich, dass es für alles eine Lösung gibt. Man muss sie nur finden!